Liegerad fahren
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Sommertour 2022 Tag 6

Tag 6

Bergsteigen für Flachländer – von Kahla nach Ziegenrück

Nach einem guten Früstück machen wir uns wieder auf den Saaleradweg. Um den wieder unter die Räder nehmen zu können, müssen wir wieder durch das Tal zurück an die Saale. Diesmal können wir aber einfach dahinrollen. Die ersten knapp 4km geht es bergab zurück an die Saale. Wie viele Höhenmeter wir heute machen werden, ist uns zu dem Zeitpunkt noch nicht klar. Aber der Tag wird einer der schönsten aber auch einer der anstrengensten der Tour werden.

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Dort, wo die Saale nicht gestaut ist, ist sie nur noch ein kleines Flüßchen meistens dann nicht mal 50cm tief.

Schon in der Nähe der alten Burg Weißenburg und der dortigen Klinik bekommen wir einen Vorgschmack, auf das Auf und Ab, das uns heute begleiten wird. Geht es doch an der Klinik mit etwas mehr als 10% den Hügel hinauf. 10 % sind für uns soeben mit Gepäck noch fahrbar.

Danach geht es eine lange Abfahrt hinunter durch den Wald. Maximal 7% Gefälle messen wir. Genug, um rollender Weise mühelos auf mehr als 50 km/h zu kommen. Da wir die unübersichtliche Strecke nicht kennen, lassen wir es langsamer angehen und bremsen immer wieder kräftig ab. Und lassen die Geschwindigkeit nur selten über 42km/h ansteigen.

Bis Rudolfstadt ist es nun nur noch ein kleiner Weg. Der Weg führt hier mitten durch den recht großen Industriepark Schwarza. Um das immer noch in Betrieb befindliche Kraftwerk wurde recht viel Industrie angesiedelt.

Unsere erste Pause heute machen wir auf einem Rastplatz für Paddler und Radfahrer in Remschütz. Das Wetter ist super, wir können direkt an der Saale sitzen und Obst und Kuchen verzehren. Hin und wieder fährt auf der Saalebahn ein Zug vorbei, Autos hört man fast gar nicht.

Der nächste größere Ort auf der Strecke ist nun Saalfeld. Der Radweg verläuft hier direkt an der Saale, so dass wir von der eigentlichen Stadt und den Autos verschont bleiben. Außerhalb von Saalfeld werden Saaleradweg, die Bundesstraße B85 und die Saalebahn dichgedrängt zwischen Saale und dem Berg geführt. Aber für eine Bundesstraße ist der Verkehr eher schwach an diesem Tag.

Kurz hinter Saalfeld wird es dann weniger toll mit dem Saaleradweg. Die Wegführung im Bereich zwischen Reschwitz bis hin nach Eichicht am gleichnamigen Stausee sollte verbessert werden. Schon andere Radfahrer haben diese Wegführung auf ihre Weise kritisiert, man beachte dazu den Zusatz auf dem obersten Schild:

Zunächst gilt es eine Steigung von etwa 100 Höhenmeter mit bis zu 15% zu überwinden. Für uns mit Gepäck auf den Liegerädern einfach nicht möglich. Uns bleibt nur zu schieben.

Nach kurzer Zeit ist dann auch noch der Asphalt zu Ende. Der Weg geht in einen unbefestigten Zustand über. Auch wenn die Steigung die 15% nicht mehr erreicht, fahren geht hier meistens nicht, der Untergrund ist einfach zu locker.

Nachdem wir meistens schiebend die Höhe erklommen haben, ist zwar die Steigung  vorbei, aber der schlechte Zustand des Weges bleibt uns erhalten. Auf diesem Untergrund kommt man nur langsam voran. Mountainbiker mit e-Unterstützung haben auf diesem Weg ihre Freude und überholen uns auch. An einem Rastplatz steht ein Hase Pino. Die beiden Fahrer fuhren in die gleiche Richtung und wir nutzen die Möglichkeit, ein wenig zu verschnaufen, zu klönen und uns auszutauschen. Sie hatten den gleichen Weg und wir sollten sie später heute auch noch einmal wiedertreffen.

Nach der Pause ging es dann durch den Wald wieder hinunter – auch unbefestigt, so dass wir äußerst vorsichtig fahren mußten.

Als hätten wie von diesem Auf und Ab nun nicht genug, mußten wir doch gleich hinter Breternitz noch einmal steil nach oben, und uns über unbefestigte Wege aufwärts oder abwärtz kämpfen. Spass ? Das hat es uns nicht gemacht. Dieser Abschnitt zwischen Reschwitz und Eichicht ist für bepackte Radwanderer nur einschränkt zu empfehlen. 

Als Alternative hätten wir vielleicht besser die im Tal verlaufende B85 nutzen sollen, um diesen Abschnitt zu fahren. Wäre sicherlicht schneller und leichter gewesen. Leider hat auch der Webrouter von Brouter dort falsche Angaben gemacht. Dort wurden die unbefestigten Abschnitte als paved ausgewiesen, was allgemein gepflastert bedeutet.

Wir sind am ersten großen Stausee dem Stausee Eichicht angekommen. Über die Staumauer geht es ans andere Ufer der Saale und weiter nach Hohenwarte.

Schon von weitem sehen wir die Rohrleitungen des Pumpspeicherwerkes Hohenwarte. Nun kann es nicht mehr weit bis nach Hohenwarte sein, wollen wir doch dort eine Pause machen.

Hohenwarte ist erreicht. 55km haben wir bisher gefahren. Wir stärken uns für die vor uns liegenden km.  Leider können wir am Imbis außer Getränken keinen Kuchen oder Imbis bekommen. So nutzen wir unsere eisernen Reserven.

Und dann machen wir uns an den Aufstieg zum Stausee Hohenwarte. Wir müssen zunächste die run 75 Höhenmeter vom Kraftwerk zur Krone der Staumauer überwinden. mit 5% – 8% geht es bergan und dann sind wir oben und haben einen tollen Blick von der Staumauer. Die Autos und Häuser unten sehen fast wie Spielzeug aus.

Wir sind nun im Thüringischen Schiefergebirge, es geht nun ein Stück am Stausee entlang, Nach rund 5km verläßt dann die Straße langsam den See und es geht mächtig bergan. Die Straße ist recht eng und unübersichtlich. Es geht nun immer mit 5% – 8% Steigung bergan. Für uns heißt dass, das wir den kleinsten Gang einlegen und mit 6-10 km/h bergan kriechen. Autos, Motorräder und auch Busse müssen uns überholen. Vor Kurven müssen sie auch schon einmal hinter uns herschleichen.

Immer höher kommen wir und der See, wenn wir ihn noch einmal sehen können, wird zunehmend kleiner.

Irgendwann sind wir dann auch oben, haben rund 220 Höhenmeter in ungefähr 1 Stunde auf rund 8 km zurückgelegt. Hier oben haben wir einen tollen weiten Blick

Wir verweilen nur kurz, um uns ein wenig von der letzen Stunde zu erholen. Und dann geht es so, wie wir eben noch bergan gefahren sind, wieder hinunter. Schon 10 Minuten später sind wir wieder am Stausee in Altenroth. 220 Höhenmeter geht es wieder hinunter, dabei sind auch 2 Haarnadelkurven, und einfach laufen lassen können wir es bei 5-8% Gefälle auch nicht. Unsere Bremsen müssen ordentlich arbeiten. Aber das klappt.

In Altenroth gibt es eine Fähre über den Stausee. Es sind zwar noch die Fundamente einer Brücke vorhanden, aber die Brücke gibt es schon seit 1945 nicht mehr.

In Linkenmühle – die Fähre heißt Mühlenfähre, nun weiss ich auch warum – treffen wir die beiden Fahrer des Hase Pino wieder. Sie hatte uns bei unserem Stop in Hohenwarte vermutlich überholt und eine Fähre eher genommen. Uns erwartet nun erneut das, was wir gerad hinter uns gelassen haben. Erneut müssen wir 150 Höhenmeter hinauffahren. Auch hier erwarten und 7-10% Steigung. Erst nach rund 25 Minuten sind wir in Plaska auf einer Höhe von 448m angekommen. Nun geht es noch einmal mit bis zu 12% bergab nach Ziegenrück unserem heutigen Endpunkt der Tour.

Ziegenrück liegt am östlichen Ende des Stausees. ein kleiner Ort mit etwas mehr als 600 Einwohnern, Auch hier stehen viele  Häuser leer. Als wir bei der Pension Heinke ankommen, steht vor der Tür ein Schild “Heute Ruhetag”. Wie Ruhetag ? Wir haben doch ein Zimmer reserviert. Aber es ist niemand da. Im Nachbarhaus hört der Sohn der Wirtin uns und öffnet dann.  Er weiss nichts von Gästen, die heute ankommen. Seine Mutter kann er auch nicht erreichen. So warten wir, bis sich die Lage klärt. Ja, die Wirtin weiss das wir kommen. Wir sind die einzigen Gäste. Die Pension ist alt und in die Jahre gekommen. Aber wir können hier kurz unsere Wäsche waschen und trocknen.

Nach der anstrengenden Tour heute haben wir uns ein gutes Abendessen verdient, das bekommen wir in der Fernmühle beim Wasserkraftmuseum. Zum Glück können wir noch einen Tisch ergattern, denn wir haben nicht reserviert und viele Tische sind für Gäste am Abend reserviert.

Ein Spaziergang durch Ziegenrück auf der Suche nach einem Eis am Abend rundet das Programm ab. Der einzige Eisladen – an der Saale gelegen – hat heute geschlossen. Und auch sonst sind schon um 18:30 alle Bürgersteige hochgeklappt und auf der Straße ist kaum noch jemand zu sehen. Ein Eis bekommen wir heute abend nicht mehr.

Wir bewerten die Unterkunft mit der Note 4, das Frühstück am nächsten Morgen mit der Note 3.

Tourdaten:

  • Entfernung : 83km
  • Durchschnitt in Bewegung : 14.4 km/h
  • Fahrtzeit mit Pausen : 7:05 Std.
  • Höhenmeter : +957m, -882m
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